21.05.2007

Lokaler Strom für Resort?

Findige Realper haben Pläne für die Stromversorgung des geplanten Resorts in Andermatt. Sie wollen einen kleinen See stauen und Strom produzieren. Das Windkraftwerk auf dem Nätschen bei Andermatt ist zum Markenzeichen des Elektrizitätswerks Ursern (EWU) geworden. Das EWU gehört der Korporation Ursern. Zurzeit prüft es, bei Realp ein neues Wasserkraftwerk zu erstellen. Die Idee lanciert hat die Interessengemeinschaft Witenwasseren, eine Gruppe von Realperinnen und Realpern. Mit dabei ist der 72-jährige Erich Nager, pensionierter Festungswächter und Landwirt. Er trägt seit 30 Jahren diese Idee mit sich herum und an die Verantwortlichen der Korporation heran. Gehör hat er bei den Oberen nie wirklich gefunden. Aber bei den Stimmberechtigten der Korporation. 170'000 Franken haben sie vor einem Jahr bewilligt, um die Idee genauer studieren zu lassen. Das Wasserkraftprojekt von Erich Nager und der IG Witenwasseren ist älter als jenes von Samih Sawiris. Aber sie passen gut zusammen: Wenn Sawiris in Andermatt sein Resort baut, dann wird im Urserntal massiv mehr Strom gebraucht. Und: Sawiris hat wiederholt betont, ökologische Grundsätze hochhalten zu wollen. Das könnte dem Energieprojekt den entscheidenden Schub verleihen. Das Wasser im Tal behalten? «Wir sind dabei, verschiedene Varianten zu prüfen», sagt Markus Russi, Betriebsleiter des EWU. Am 1. Juni will man mit der Urner Kantonsregierung zusammensitzen. Das EWU erwägt nicht nur, was die IG Witenwasseren vorschlägt. Sie hat auch eine Variante bereit, bei der ein Teil des Wassers über einen Stollen auf die Göscheneralp abgeleitet würde. Bereits heute wird Wasser aus dem weiten Hochtal «abgezweigt» und in den Stausee im Nachbartal geführt. Dort aber hat nicht das EWU das Sagen und den Gewinn, sondern die Axpo, respektive die Centralschweizerischen Kraftwerke CKW. Deshalb hört man im Urserntal oft, dieses Wasser werde verschenkt. Die IG Witenwasseren aber kämpft für die Nutzung der Witenwasseren- und der Muttenreuss und will die wertvolle Ressource nicht aus der Hand gegeben. «Die Korporation hat das Angebot der CKW auf dem Tisch, und wenn es sich zeigt, dass es wirtschaftlich besser ist, kann das EWU nicht dagegenhalten», sagt Herbert Danioth, Verwaltungsratspräsident des EWU. Das letzte Wort werden die Korporationsbürgerinnen und -bürger haben. Die Gruppe aus Realp hat die eigenen Pläne durchgerechnet und favorisiert das Projekt «Mutten-Sunnsbiel». Es sieht vor, auf gut 2000 Meter über Meer ein kleines Staubecken zu bauen, das Wasser aus der Witenwasseren- und der Muttenreuss sammelt. Von dort flösse das kostbare Gut in einem Stollen hinunter nach Realp. Auf gut 1500 m.ü.M würde es eine Turbine antreiben und jährlich 40 Millionen kWh Strom produzieren. Damit könnte das EWU, das heute total 20 Millionen kWh erzeugt, die Produktion verdreifachen. Die Initianten schätzen die Investitionskosten auf rund 40 Millionen. Im besten Fall könnte ein Gewinn von fast 1,5 Millionen Franken pro Jahr erwirtschaftet werden. Auch bei konservativen Annahmen würde das EWU, respektive die Korporation Ursern mit dem neuen Werk Geld verdienen. Nur im allerschlimmsten Fall könnte ein Defizit resultieren. «Irgendwo im Verwaltungsrat klemmt es», sagt Erich Nager. Er und sein geistiger Weggefährte Max Simmen, pensionierter Kaufmann und ehemaliger Talammann, haben schon manche Enttäuschung erlebt. «Wenn wir die Jungen in unserer Gruppe nicht hätten, würde man uns auch jetzt einfach wegputzen», sagt Nager. In naher Zukunft entscheiden EWU und Korporation nicht nur, wie sie das Wasser im Tal besser nutzen wollen. Auch die Produktion von Windenergie soll gesteigert werden. Auf dem Nätschen hat es Platz für weitere vier Anlagen. Das haben Windmessungen und vertiefte Abklärungen gezeigt. Zudem scheint Windenergie sehr gefragt. Markus Russi rechnet mit Kosten von 1,3 Millionen Franken pro Windturbine. Es sei problemlos möglich, das Wasser- und das Windprojekt parallel voranzutreiben und die Kredite zusammen den Stimmberechtigten vorzulegen, sagt Verwaltungsratspräsident Herbert Danioth. 2008 werde man so weit sein. Die IG Witenwasseren wird den nötigen Druck aufrechterhalten. Sie hofft, dass das Wasser von Witenwasseren- und Muttenreuss möglichst bald einen kleinen Umweg über eine Turbine fliessen und kostbare Energie erzeugen darf.

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