19.10.2006

Andermatt-Resort: Pro und Kontra

Im Gegensatz zur ersten Informationsveranstaltung Ende 2005 gabe es an der Veranstaltung vom 18. September 2006 auch kritische Stimmen. So äusserten sich Landwirte, die auf ihre Situation aufmerksam machten. Sie könnten es zudem nicht akzeptieren, in der Öffentlichkeit als Stänkerer hingestellt zu werden. Der wohl prominenteste Projektkritiker ist der Andermatter Arzt Andreas von Schulthess. Er bezeichnete Samih Sawiris als Zyniker, der die Bauern nicht ernst nehme und zu Statisten auf dem Golfplatz degradiere – zum Amüsement der gut betuchten Touristen. Die Projekte, die aus dem Masterplan hervorgehen, erinnerten ihn an chinesische Städte, die in den vergangenen 30 Jahren aus dem Boden geschossen seien. «Ich weiss, Kassandra hört man nicht gerne. Andermatt wird nie mehr so sein, wie es war. Ich bin sicher, meine Kritik ist vergeblich, aber sie muss gesagt werden», so Andreas von Schulthess. Schnell «kritische Grösse» erreichen Samih Sawiris entgegnete, er wolle auf keinen Fall ein Projekt realisieren, das Verlierer produziert: «Das macht weder für mich, die Firma Orascom noch für die Bevölkerung einen Sinn.» Das Statisten-Argument wies er zurück. Auch heute gebe es Touristen in Andermatt, die sich über die schönen Häuser und die einheimische Bevölkerung freuten. Deswegen würden sich die Bewohnerinnen und Bewohner aber nicht als Statisten fühlen. «Wenn ein Bauer auf dem Golfareal Landwirtschaft betreibt und jemand zuschaut, der vielleicht reicher ist, dann ist das kein Puppenspiel und überhaupt nicht degradierend», findet Samih Sawiris. Kritische Fragen kamen auch wegen der Grösse des Projektes. Die Vorhaben könnten doch auch in Etappen ausgeführt werden. Dem widerspreche, dass Andermatt möglichst schnell eine «kritische Grösse» erreichen müsse, damit sich die Vermarktungskosten verteilen. «Wir müssen in London, Paris, überall als Andermatt auftreten. Um diese Kosten auffangen zu können, müssen wir schnell grösser werden», betonte Samih Sawiris. Ausserdem hätte ein Bau in Etappen zur Folge, dass Andermatt permanent eine Baustelle wäre. Viele positive Statements Die grosse Mehrheit der Stimmen äusserte sich aber positiv. Das Tourismusprojekt habe auch einen gewaltigen Symbolcharakter. In einem Gebiet, wo während zwei Weltkriegen die wichtigsten Festungen der Schweiz standen, könnten sich nun Menschen aus der ganzen Welt treffen. Karl Danioth äusserte sich aus Sicht der Bergbahnenbetreiber. Die Zentralschweiz sei zu 68 Prozent auf Tagestouristen angewiesen. «Das Beste, was uns passieren kann, sind bewirtschaftete Betten», sagte er. – Das euphorischste Statement des Abends kam von einem Gast aus Sedrun: «Wir in Sedrun gönnen Andermatt dieses Projekt: Wissen Sie warum? Weil wir alle davon profitieren werden! Samih Sawiris, den alle anderen Gebiete abwerben wollen, ist die Chance für uns.» (Quelle: Urner Wochenblatt)

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