08.12.2006

Pulverfass statt Fauteuil

An der GV der Andermatt Gotthard Sportbahnen AG wurde Franz Steinegger zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Angesichts der wirtschaftlich alles anderen als rosigen Situation es Unternehmens kein einfacher Job. Steinegger äusserte sich anlässlich seiner Antrittsrede denn auch pointiert: Man habe ihm hier keinen Fauteuil hingestellt, sondern eher ein Pulverfass. Und: man müsse sich bewusst sein, dass es kaum ein weiteres solch miserables Geschäftsjahr mehr vertrage. Na dann, lieber Franz, kannst du ja wieder einmal deinem Kosenamen "Katastrophenfranz" alle Ehre machen.

"40 Jahre nachholen"

"Wir müssen im Tourismus mindestens 40 Jahre nachholen", sagte Karl Danioth, scheidender Verwaltungsratspräsident der Andermatt Gotthard Sportbahnen AG, am Urner Tourismusforum in Erstfeld am 1. Dezember 2006. Der Wahrheit näher gekommen wäre er wohl eher, wenn er gesagt hätte: "Wir haben mindestens 40 Jahre verschlafen." Denn: In den letzten 40 Jahren hatte es viele gute Winter mit genügend Schnee und zahlreichen Gästen. Trotzdem versäumte man in Andermatt, das Angebot rechtzeitig den Tourismustrends anzupassen. Resultat: Die Andermatt Gotthard Sportbahnen AG fuhren im vergangenen Betriebsjahr einen Verlust von 1,3 Mio. Franken ein. Mehr noch: in den nächsten zehn Jahren stehen Darlehensrückzahlungen von 11 Mio. Franken an. Und nicht zu vergessen: die neuste Transportanlage ist zwölfjährig. Bei mehreren Anlagen läuft die Konzession zwischen 2009 und 2014 ab. Dabei muss investiert werden, um nur schon den derzeitigen Betrieb aufrechtzuerhalten. Vom auf Eis gelegten Sessellift-Projekt am Lutersee und der dringend nötigen Generalüberholung des Restaurants auf dem Gurschen gar nicht zu sprechen. Danioth: "Wir waren lange wie gelähmt. Jetzt braucht es eine Aufbruchstimmung. Der Zeitpunkt, aktiv zu werden, ist ideal." Zwischen den Zeilen ist man geneigt zu lesen, dass wohl Samih Sawiris, unser Prinz aus Tausendundeiner Nacht es richten soll. Auch bei den Wintersportanlagen. Wenn diese Hoffnung nur nicht zerplatzt wie eine Seifenblase. Wenn doch, was dann? Zum Glück gibt es ein paar Visionen. Zum Beispiel ein Projekt zur zentralen Vermarktung und die SBB-Gotthard-Bergstrecke. Man täte im Urserntal sicher gut daran, den sanften Tourismus nicht aus den Augen zu verlieren, wie er beispielsweise im Muotatal und im Entlebuch verfolgt wird.

04.12.2006

Andermatt sucht die Zusammenarbeit

«Weg vom Verwaltungstourismus, hin zu einem Vermarktungstourismus der Zukunft», so lautet die Devise von Andermatt Gotthard Tourismus. An der Herbstversammlung vom Donnerstag, 30. November, stellte Projektmanager Philippe Sproll ein erstes Modell für das Projekt «Gotthard» vor, das eine zentrale Vermarktungsstrategie für die Kantone Uri, Tessin, Wallis und Graubünden vorsieht. Artikel Urner Wochenblatt

Bergbahnen Andermatt: Ein Masterplan liegt bereit

Peter Heinzer sagt: «Wir sind bereit, auf Gespräche mit dem ägyptischen Investor einzusteigen.» Man habe einen Masterplan in der Schublade, der aufzeige, wo in den nächsten Jahren investiert werden soll: Ausbau der Zubringerbahnen, Neubau des Restaurants auf der Gurschenalp, zusätzliche Beschneiungsanlagen, neuer Erschliessungslift zum St.-Anna-Gletscher, Erweiterung der Station auf dem Gemsstock. Projekte für rund 60 Millionen sind skizziert. Neue Geländekammern will Peter Heinzer nicht erschliessen. Die Bahnen haben bereits 7 Millionen Franken investiert. «Wenn sich Samih Sawiris an den geplanten Investitionen beteiligt, kommen wir viel schneller ans Ziel.» Sonst wird es Jahre dauern. Und Schneewolken kann Sawiris ohnehin nicht schicken. Die aber braucht es für einen richtig schönen Winter im Urserntal.

27.11.2006

Freude herrscht... aber nur wenig

AGS-Direktor Peter Heinzer freut sich dieser Tage offensichtlich auf die kommende Wintersaison. Und er ist überzeugt, dass Samih Sawiris die AGS und somit die Wintersportregion Andermatt unterstützen wird. Ob die Aussichten tatächlich zur Freude Anlass geben? Ende November und (fast) kein Schnee. Zwar wurde der Sessellift am Gurschen am 25.11.2006 geöffnet. Gut 150 SkifahrerInnen tummelten sich auf der harten Kunstschneepiste, die sich zurzeit wie eine weisse Schlange durch die braunen Gräser und das graue Granit schlängelt. Heinzers Optimismus in Ehren: Im Augenblick sieht es noch nicht nach einer guten Saison aus am Gemsstock. Die guten Frequenzen am Gemsstock waren in der Vergangenheit nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Saison dort früh gestartet werden konnte. Mit dem Schneemangel entfallen diese Umsätze. Dazu kommen 1,3 Mio. Franken Verlust 2005. Damit kann auch die geplante Sesselbahn am Lutersee vorläufig nicht gebaut werden. Goldesel Sawiris Sawiris solls wohl richten. Nur, wie Sawiris-Berater Franz Egle kürzlich in einem Interview gegenüber der Urner Zeitung sagte, sind die Investition in die Bergbahnen Sache der AGS. Orascom könne sich zwar vorstellen, den Ausbau zu unterstützen. Zu welchen Konditionen sagte er jedoch nicht. In den nächsten zehn Jahren stehen Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe an, will man das Skigebiet in Andermatt einigermassen à jour halten. Auf den Prinzen aus Tausend und einer Nacht zu hoffen, wäre naiv. Aber: «In einer Krise befinden wir uns aber nicht», so Peter Heinzer gegenüber der Urnerwoche. Es habe schon schlimmere Jahre gegeben. Die Gerüchteküche in Andermatt verheisst anderes: Noch eine schlechte Saison, und der Konkurs der AGS sei nicht mehr fern...

Den Bauern ist die Zeit zu kurz

Für die Urschner Bauern ist das angeschlagene Tempo zu hoch. An der Informationsveranstaltung für den Teilzonenplan des Tourismusprojektes liessen sie ihrem Unmut freien Lauf. Das Mitwirkungsverfahren für den Zonenplan dauert bis am 7. Dezember. Diese Zeit sei zu kurz, hiess es vonseiten der Bauern. Regierungsrätin Heidi Z’graggen räumte erstmals Kommunikationsfehler ein. Berichterstattung Urner Wochenblatt

24.11.2006

Andermatt und «Gats» – verheerende Auswirkungen?

Was zum Teufel ist denn das? Das internationale Dienstleistungsabkommen Gats schränkt den politischen Handlungsspielraum von nationalen und örtlichen Behörden massiv ein. Während die Verhandlungen der Welthandelsorganisation WTO vorläufig auf Eis liegen, sind die bereits bestehenden Abkommen sowie die WTO-Streitschlichtung sehr wohl in Kraft. Das Gats bestimmt darüber, welche Massnahmen in der Umwelt- und Sozialpolitik überhaupt noch möglich sind. Dadurch wird für Regierungen die Möglichkeit, beispielsweise ihre Tourismus- und Investitionspolitik angemessen zu regulieren, empfindlich eingeschränkt. Gats in Andermatt Am 22. September 2006 befreite der Bundesrat den ägyptischen Investor «aus staatspolitischem Interesse» von der in der Lex Koller verankerten Bewilligungspflicht für den Verkauf von Grundstücken an Ausländer. Diese und weitere solche Ausnahmebewilligungen könnten sich unter dem Gats-Abkommen für eine künftige nachhaltige Landschaftsplanung verheerend auswirken. Denn auch hier gilt das oberste WTO-Prinzip: Werden einem Investor Ausnahmebewilligungen erteilt, müssen diese auch nachfolgenden Investoren gewährt werden. Darum könnte es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass ein anderes Land gegen die Schweiz vor dem WTO-Gericht klagt und Recht bekommt, weil seine Investoren in der Schweiz gegenüber anderen benachteiligt werden.

21.11.2006

Urner Regierungsrat verabschiedet Richtplan

Der Urner Regierungsrat hat den Richtplan für das Tourismusprojekt von Investor Samih Sawiris verabschiedet. Damit nimmt das Grossprojekt eine weitere Hürde auf dem Weg zur Umsetzung. Der Bericht aus dem Urner Wochenblatt

16.11.2006

Keine Helis, aber 18-Loch

Bei den Umweltorganisationen ein kritisierter Punkt: der Helilandeplatz und die 18-Loch-Golfanlage. Beim einen, dem Landeplatz für Helikopter, scheint alles geklärt. Beim anderen, dem 18-Loch-Golfplatz, bleiben Differenzen bestehen. «Wir wollen und brauchen keinen Heli-Landeplatz, unsere Gäste sollen anders anreisen und kein Heliskiing machen», sagt Franz Egle: «Aber das Resort braucht unbedingt einen 18-Loch-Golfplatz, das erwarten die Gäste.»

Golf-Villen werden nicht gebaut

Samih Sawiris verzichtet bei seinem Grossprojekt in Uri auf die umstrittenen Villen abseits des Dorfs Andermatt. Er will aber anderswo Ersatz. Der Kanton Uri ist daran, seinen Richtplan anzupassen, damit der Ägypter Samih Sawiris in Andermatt ein grosses Tourismusprojekt realisieren kann. Die Entscheide sind heikel, die Landschaft im Urner Hochtal sensibel, und die Zeit drängt. Jetzt scheint in einem umstrittenen Punkt ein Kompromiss gefunden worden zu sein. Laut Franz Egle, dem Berater von Sawiris in der Schweiz, will das Unternehmen Orascom Hotels & Development kein Villendorf mehr mitten im geplanten Golfplatz realisieren. Projekt soll nicht kleiner werden Die so genannten Inselbauten weitab von Andermatts Häusern waren vor allem von den Umweltverbänden als raumplanerische Sünden kritisiert worden. Sawiris hatte bisher argumentiert, die rund 20 Villen im Gebiet Rüssen seien nötig, um das Projekt überhaupt rentabel zu machen. Nun sollen die Villen an einer anderen Stelle errichtet oder dort integriert werden, wo ohnehin neue Bauten geplant sind. «Wir müssen diese Villen irgendwo kompensieren, wo genau, ist noch nicht klar», sagt Franz Egle. Das heisst: Mit dem Verzicht auf die Golf-Villen wird das Projekt grundsätzlich nicht verkleinert, wie das von verschiedener Seite gefordert worden ist. Nicht verzichten will Sawiris laut Franz Egle auf die zweite geplante Bauzone am Rande des Golfplatzes: «Das neue Siedlungsgebiet schliesst direkt ans Dorf Andermatt an und geht etwas über die Furkareuss hinaus. Die Häuser jenseits des Flusses im Gebiet Unter Bäz bilden somit keine raumplanerisch unerwünschte Inselbauzone.» Orascom will in diesem Siedlungsgebiet Ferienhäuser bauen und verkaufen. Ein Teil der Häuser soll dabei näher an den Fluss gebaut werden als ursprünglich vorgesehen. Die Bauzonen im freien Gelände kritisiert hatten unter anderem die Organisationen Pro Natura und Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL). Vertreter von Orascom haben mit ihnen in den vergangenen Tagen die Vorbehalte diskutiert. SL-Geschäftsleiter Raimund Rodewald ist mit dem angekündigten Teilverzicht nicht zufrieden: «Auch Bauten im Gebiet Unter Bäz widersprechen dem Grundsatz des sparsamen Umgangs mit dem Boden.» Es werde eine neue Geländekammer erschlossen, die durch die Reuss klar abgetrennt sei vom übrigen Siedlungsgebiet. Otto Sieber von Pro Natura freut sich, dass Orascom auf die besonders umstrittene Bauzone Rüssen verzichtet und fügt an: «Es hat sich gelohnt, dass wir uns gewehrt haben.» Die für die Richtplananpassung zuständige Justizdirektorin Heidi Z’graggen will dem Urner Regierungsrat ihre Vorschläge nächste Woche präsentieren. Im September hatte Z’graggen erstmals mögliche Anpassungen vorgestellt, Interessierte konnten sich in der Zwischenzeit dazu äussern. «Die Urner Regierung wird nächste Woche orientieren, wie der Richtplan definitiv aussehen soll», sagt Heidi Z’graggen. Die Anpassungen müssen anschliessend vom Bundesrat abgesegnet werden. In Uri rechnet man damit, dass dies Ende Jahr der Fall sein wird.

13.11.2006

Sawiris streicht Villenzone

Die umstrittene Villenzone mitten im Areal des Golfplatzes als Teil des touristischen Grossprojekts in Andermatt wird nicht gebaut. Samih Sawiris geht damit auf die Hauptforderung der Umweltverbände ein. Ein Helikopterlandeplatz ist offenbar ohnehin kein Thema. Nach den Gesprächen von dieser Woche ist Orascom bereit, dem Drängen der Umweltverbände nachzugeben. «Wir nehmen die Bedenken ernst und suchen andere Lösungen», sagte Franz Egle, Berater von Samih Sawiris in der Schweiz, am Freitag auf Anfrage. Egle kann der Lösung auch einen Vorteil für die Gespräche mit den Bauern abgewinnen. Durch den Wegfall der Villenzone mitten im geplanten Golfplatz-Areal werde mehr Land für die Landwirtschaft frei. Wo die Villen gebaut werden, sei zwar noch offen, doch im Vordergrund stehen laut Egle «Möglichkeiten höherer Verdichtung» an andern Orten, wie er sagt. Auch der von Pro Natura befürchtete private Helikopterlandeplatz sei kein Problem. «Wir wollen weder einen Helikopterlandeplatz noch Heliskiing. Das macht nur Lärm», sagte Egle. Artikel NZZ (10.11.2006) Artikel Swissinfo.ch

07.11.2006

So gehts im Projekt weiter...

Die Realisierung des Tourismusresorts erfordert eine Anpassung des geltenden Zonenplans sowie eine Ergänzung der Bau- und Zonenordnung. So gehts weiter: 23. November 2006 Informationsveranstaltung, 20:15 Aula Bodenschulhaus 23. November bis 7. Dezember 2006 Mitwirkung der Bevölkerung: In der Gemeindkanzlei können die Planungsunterlagen, bestehend aus dem Teilzonenplan Tourismusresort, Ergänzung der Bau- und Zonenordnung sowie dem Bericht nach Art. RPV, eingesehen werden. Der Gemeinderat nimmt Anregungen und Einwendungen bis zum 7. Dezember in schriftlicher Form entgegen. Anschliessend wird er prüfen, ob und in welcher Weise eine Berücksichtigung im Rahmen der Planung möglich ist. 12. Januar 2007 bis 12. Februar 2007 Öffentliche Auflage des Teilzonenplans (Einspracheverfahren). Frühjahr 2007 Beschluss des Teilzonenplans Tourismusresort anlässlich einer ausserordentlichen, offenen Dorfgemeinde.

06.11.2006

Kritik aus dem Tessin

Tarcisio Cima hat das Tourismusprojekt von Samih Sawiris in Andermatt in einem Beitrag für die Zeitung «Area» heftig kritisiert. Der Ökonom aus Bellinzona warnt den Kanton Tessin davor, ähnliche Wege zu gehen. Es bestehe sonst die Gefahr, dass ganze Täler entstellt würden. Das geplante Ferienresort besitze alle Charakteristiken für einen Albtraum, schreibt Tarcisio Cima. Es handle sich um ein Projekt, das jedes Mass überschreite. Das natürliche Angebot der Region werde verzerrt. "Die Urner sollen mit ihrer Landschaft machen, was sie wollen" Im Gegensatz zu Organisationen wie die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz oder dem Heimatschutz stellt er das geplante Tourismusprojekt generell in Frage.«Die Urner sollen mit ihrer Landschaft machen, was sie wollen. Aber mir scheint, dass dieses Projekt alles andere als geeignet ist, bei uns als Beispiel zu dienen», schreibt Tarcisio Cima. Die Tessiner Täler und Berggebiete müssten von solchen Investoren verschont werden, wolle man die Natur dort nicht unheilbar zerstören. Tarcisio Cima sieht die Zukunft dieser Randregionen in einem sanften Tourismus, der in zahlreichen kleinen Schritten gefördert werden müsse. Statt ausländischen Investoren den roten Teppich auszurollen, sollte der Bundesrat vielmehr die unzähligen kleinen Initiativen zur Aufwertung der Kulturlandschaften fördern, lautet Tarcisio Cimas Postulat.

03.11.2006

Ein Blick nach El Gouna...

Keine News zum Sawiris-Projekt in den letzten Tagen. Hinter den Kulissen wird wohl gefeilt am Richtplan. Eine Verschnaufpause im mittlerweile weissen Urerental für einen Blick nach El Gouna, wo Samih Sawiris seine erste Traumstatt aus der Wüste stampfte. «Fast scheint es von hier oben, als streiche die Wüste noch ein wenig Balsam auf die Augen des Betrachters. Bizarre, nadelähnliche Felsspitzen stehen mahnend vor der dreckig braunen ägyptischen Wüste. Aber dort, wo die Sonne sich früh aus dem Meer drängt, draußen auf dem Roten Meer, da geben hunderte von Korallenriffen ein frühes Konzert der Farbenlehre: Zarte türkisfarbene Bänder brechen sich mit tiefblauem Meereswasser. Arabisches Legoland Wo der Sand der Küste sich ins Meer gleiten lässt, da gleichen die Farben einem maritimen Pastellkasten. Das Auge bleibt hängen, wird unruhig und entdeckt das Wundersame.150 Meter über dem Meer schwebt der Helikopter. Wie kleine bunte Streichholzschachteln liegen hunderte Häuser verstreut auf grünen Inseln. Zwischen den, auf Wassern gebauten Oasen und Siedlungen ziehen sich sanft geschwungene Flüsse und Kanäle ins Rote Meer zurück. Lagunen durchstreifen die Stadt der Illusionen hier an der sandigen Küste des Roten Meer. Dies hier ist das arabische Legoland. Tiefrote würfelähnliche Dächer wechseln sich mit gelblichen Kuppeln ab. Ein nubisches Dorfambiente neben sardischen Villen, karibische Holzhäuser hinter Palmen, dort noch ein Türmchen, ein protziger orientalischer Palast und dazwischen tiefblau strahlende Hotelpools. El Gouna - ein Kunstprojekt des Tourismus eingebettet in dem Lebenstraum eines reichen Mannes mit Visionen. Es ist Freitagabend, das arabische Wochenende in vollem Gange. Samih Sawiris, den Schöpfer der Lagunenstadt, kommt aus Kairo mit dem Privatjet. Die Zeit drängt, die Freunde und Angestellte seiner Meeresstadt haben eine Hafenparty organisiert. Ein arabisches Wochenende Gegen zehn Uhr abends schwebt er dann endlich ein, nimmt den Geländewagen und fährt durch seine Stadt, hinaus zum neuen Yachthafen, fährt vorbei an bunten, edlen Hotelbauten mit den vielen Sternen, durch künstlich strahlende Siedlungen, italienische Ortschaften und kreuzt orientalische Gassen. Seine Stadt am Meer soll ein architektonischer Spiegel der Welt und eben auch ihr Treffpunkt sein. Sie warten schon in der Spaghetteria, der warme arabische Winterwind lässt die Millionenyachten träge im Hafenbecken schaukeln, das Handy klingelt unentwegt, die wichtigsten Termine kommen per SMS zum Nachlesen. Fast scheint es so, als seien seine Freunde auch seine Geschäftspartner. Zwischen Bruschetta und dem Hauptgang noch ein klärendes Gespräch mit dem Direktor eines 5-Sterne-Hotels, dann ein Interview mit dem deutschen Fernsehen. Für den kommenden Morgen wirkt der Terminplan bedrohlich voll. Das Wochenende des Managers Samih Sawiris, der sich seinen Traum einer Stadt in den Sand der ägyptischen Küste baute. Traum der Kulturen und Visionen In den frühen 50er Jahren gründete der Vater von Samih Sawiris das Familienunternehmen Orascom. Heute ist die Firma Ägyptens mächtigster Baukonzern und der Clan eine der reichsten Familien Ägyptens. Natürlich haben sie sich auch einen eigenen Flugplatz in El Gouna bauen lassen, ein Krankenhaus und eine internationale Schule gibt es hier. Denn die Leitung dieser Kunstwelt überlässt er europäischen Experten und Hoteldirektoren. Und so leben nun schon 7000 Menschen in El Gouna, dirigieren und werkeln an des Meisters Traum einer Stadt der Kulturen und Visionen.» (Reportage von ZDF-Reporter Dietmar Ossenberg)

01.11.2006

Heimatschutz nimmt Stellung zum Richtplananpassung Urserntal

In der fristgerecht am 23. Oktober 2006 eingereichten Stellungnahme zur Richtplananpassung Urserntal stellen der Innerschweizer Heimatschutz und der Schweizer Heimatschutz mehrere Anträge: Architektonische Qualität Die Vorgaben für die Quartiergestaltungspläne sind zu begrüssen, es fehlt jedoch die Verpflichtung für die Nutzungsplanung. Ein guter Quartiergestaltungsplan ist nutzlos, wenn die konkreten Projekte nicht in der geforderten Qualität ausgeführt werden. Es ist daher eine allgemeine Wettbewerbspflicht für die wichtigsten Bauprojekte und eine Begleitung dieser Bauten durch ein Gremium von qualifizierten Fachleuten erforderlich. Inselbauzonen Für die beiden isolierten Bauzonen Unterbäz und Rüssen fordert der Heimatschutz einen Verzicht, da diese völlig losgelöst vom übrigen Siedlungsgebiet sind. Inselbauzonen sind mit den Grundsätzen der Raumplanung für eine geordnete Besiedlung des Landes nicht vereinbar. Reduktion der Reserven Die möglichen und rechtskräftigen Bauzonenreserven in Andermatt sind beachtlich. Deshalb soll auf die Ausscheidung des Gebietes für die Siedlungsentwicklung (Giessen und im Boden) verzichtet werden. Um der latenten Gefahr einer ungebremsten Zersiedlung zu begegnen, sollte allenfalls eine Reduktion der Bauzonenreserven an anderen Orten (in anderen Gemeinden) diskutiert werden. Golfplatz Der Richtplan sollte festhalten, in welchem Bereich die Hochbauten für den Golfplatz zu stehen kommen. Hier ist eine Konzentration der ungeordneten Verteilung über das ganze Areal vorzuziehen. Zudem sollte auch für die Bauten auf dem Golfplatz mit einem qualifizierten Verfahren die architektonische Qualität sicher gestellt werden. (Quelle: zisch.ch, 31.10.2006)

Einige Fauxpas bei der Planung?

«Die Richtplananpassung ist einer der raumplanerischen Pfeiler für das Tourismusprojekt des Investors Samih Sawiris in Andermatt», sagt Geschäftsstellenleiterin der Pro Natura Uri Pia Tresch. Zwar stehe Pro Natura zu einer nachhaltigen Zukunft des Urner Hochtals durch wirtschaftliche Impulse. Den Richtplan in seiner jetzigen Form will sie jedoch nicht akzeptieren. «Samih Sawiris will ein Vorzeigeprojekt machen», so Pia Tresch weiter. «Nach unserer Auffassung sind den Planern aber einige Fauxpas passiert.» (Pia Tresch, Geschäftsleiterin Pro Natura Uri, im Urner Wochenblatt)

27.10.2006

Resort-Geschäftsmodell "for dummies"...

Das von Samih Sawiris geplante Geschäftsmodell für Andermatt ist nicht neu. Es wurde in Drittweltländern schon erprobt. Man kaufe zu einem günstigen Preis Boden – im Fall Andermatt vom Militär. Dann veredle man den Boden, z.B. mit einem Golfplatz, damit die Parzellen eine grosse Wertsteigerung erfahren. Dann baue man Hotels und Wellness-Anlagen und stelle ein tolles Dienstleistungsangebot bereit. Im nächsten Schritt stelle man Appartements und Villen auf, die man zu attraktiven Preisen verkauft. Und schon rollt der Rubel. Alles klar?

Sanften Tourismus im Auge behalten

Es wäre gefährlich, nur auf das Sawiris-Projekt zu setzen und daneben nichts anderes zu tun. Das Risiko besteht nach wie vor, dass das Projekt aus irgendeinem Grund nicht zustande kommt. Wo stehen wir dann hier im Tal? Vor dem Nichts. Klar, zu Recht is man im Kanton Uri zurzeit dankbar, dass man eine positive Perspektive hat. Doch wäre es schade, wenn man dadurch andere Projekte vernachlässigen würde. Zum Beispiel etwa was Fragen um die Zukunft der Gotthard-Bergstrecke nach Eröffnung der Neeat oder des Depots Erstfeld betrifft. Verlieren wir also auch die Alternativen des sanften Tourismus nicht aus den Augen.

Geduld, Geduld

Sind gigantische Tourismusprojekt wie in Andermatt geplant in der Schweiz überhaupt noch in nützlicher Frist umsetzbar? Das Richtplanverfahren hat besonders bei den Umweltorganisationen ein grosses Echo hervorgerufen. Wie (laut) wird dieses Echo wohl ausfallen, werden später die konkreten Baupläne präsentiert? 2008 soll mit den Bauarbeiten im Urserental begonnen werden. Ambitiös, wenn man die Mechanismen in der Schweiz kennt. Bleibt zu hoffen, dass Samih Sawiris genügend Geduld hat. Und die Urner sich die Chance nicht entgehen lassen.

26.10.2006

Keine Villen im Niemandsland?

Geht es nach Pro Natura Uri, werden im Gebiet «Rüssen/Unterbäz» – also mitten auf dem geplanten Golfplatz» – keine Villen zu stehen kommen. Der zur Mitwirkung vorgelegte Richtplan zeige in einigen Punkten Schwächen und genüge den Anforderungen an eine natur - und landschaftsverträgliche Entwicklung nicht. Die Mängel müssten behoben werden, argumentiert Pro Natura. Grund: Eine solche Siedlung widerspricht dem Grundsatz der konzentrierten Siedlungsentwicklung. Solche isolierten Bauzonen seien bundesrechtlich nur dann zulässig, wenn konkret aufgezeigt werden könne, dass sie aus raumplanerischen Gründen erforderlich seien, heisst es in der Stellungnahme von Pro Natura weiter.

24.10.2006

Betriebsanalysen im Zeitplan

Gemäss Sawiris-Berater Franz Egle liegen die Betriebsanalysen der vom Sawiris-Projekt betroffenen Landwirtschaftsbetriebe im Zeitplan. Abschluss der Gespräche: Ende November 2006. Gemäss Egle ist das Schwierige an den Betriebsanalysen deren Komplexität. "Die Experten müssen jede Situation individuell beurteilen. Jeder Fall ist anders", so Egle.

Bild: Franz Egle, Sawiris-Berater

Umweltorganisationen blocken und Bauern bocken

Der Richtplan für das Tourismusprojekt des Investors Samih Sawiris in Andermatt ist nach Ansicht der Naturschutzorganisation Pro Natura ungenügend und weist Mängel auf. Auch der WWF und Mountain Wilderness haben Vorbehalte. Und die Bauern wollen ihr Land nicht um jeden Preis aufgeben für einen Golfplatz. Bereits der Richtplan hat einige Diskussionen erneut ins Rollen gebracht. Was für eine Debatte wohl losgetreten wird, wenn einmal konkrete Baupläne stehen? Vielleicht wäre es für Samih Sawiris einfacher, einen Skiberg in El Gouna aufzuschütten, als in der Schweiz ein Ferienresort aus dem Boden zu stampfen. Jedenfalls braucht er für sein erstes Grossprojekt in der "ersten Welt" wohl mehr Geduld als erwartet. Artikel Bluewin: Pro Natura bemängelt "fragwürdige Villenzonen" in Andermatt

19.10.2006

Andermatt-Resort: Stimmen aus dem Web

«Samih Sawiris und ich... Ohne Gegenstimme bewillige ich hiermit ein Budget von Fr. 3.– für den kampf dagegen (Andermatt Resort).» (Zgraggen Schagg, Urner, Bergbauer, Schnügel) -------------------------------- «Gute Dollarstimmung in Andermatt... Der sehr reiche, aber durchaus symphatische Investor Samih Sawiris war gestern in Andermatt und hat bei den Berglern gute Stimmung verbreitet. Die NZZ schreibt dazu: Über die Investitionen, die das Projekt ab 2007 in Andermatt auslösen wird, konnte Sawiris noch keine Angaben machen. Er sprach von mehreren hundert Millionen Franken, doch lasse sich die Summe nicht beziffern. Auch bei seinem früheren Projekt, dem Ferienresort Al Gouna in der ägyptischen Wüste, lasse sich nachträglich nicht mehr genau feststellen, wie viel investiert worden sei. Aha. Lässt sich nicht mehr genau feststellen. Soso. Hm – ein Ägypter halt. Ganz andere Kultur. Ganz anderes Verhältnis zum Geld. Steht am Strassenrand oberhalb der Schöllenenschlucht und verteilt Dollars. Plasticsackweise! Petrodollars! Toll. Gibts schon ein Video auf youtube davon? (bugsierer) ------------------------------- «Schweizer skeptisch: Das Wunder von Andermatt... Begeisterungsfähigkeit in Ehren, aber die Sawiris sind in erster Linie Bauunternehmer. Exisitiert eine Marketingstudie über Andermatt? Woher sollen die kaufkräftigen Kunden kommen, die einige 4-und 5 Sternhäuser füllen sollen? Und wer finanziert, neben den Sawiris, eigentlich diese Riesensache? Und wer finanziert nachher die Vermarktung des international unbekannten Ferienresorts Andermatt? Da sind neben der Begeisterungsfähigkeit doch noch einige zentrale Fragen offen. » (Walter Zürcher) ------------------------------- «Schnee ist ähnlich wie Wüstensand... beteuert Sawiris, man kann mit beiden Elementen touristische Angebote kreieren.» (Samih Sawiris) --------------------------- «Die raumplanerischen Vorgaben... ...sollen so viel Freiraum für kreative Ideen wie möglich lassen.» (Heidi Z'raggen, Urner Regierungsrätin) ----------------------------

Andermatt-Resort: Pro und Kontra

Im Gegensatz zur ersten Informationsveranstaltung Ende 2005 gabe es an der Veranstaltung vom 18. September 2006 auch kritische Stimmen. So äusserten sich Landwirte, die auf ihre Situation aufmerksam machten. Sie könnten es zudem nicht akzeptieren, in der Öffentlichkeit als Stänkerer hingestellt zu werden. Der wohl prominenteste Projektkritiker ist der Andermatter Arzt Andreas von Schulthess. Er bezeichnete Samih Sawiris als Zyniker, der die Bauern nicht ernst nehme und zu Statisten auf dem Golfplatz degradiere – zum Amüsement der gut betuchten Touristen. Die Projekte, die aus dem Masterplan hervorgehen, erinnerten ihn an chinesische Städte, die in den vergangenen 30 Jahren aus dem Boden geschossen seien. «Ich weiss, Kassandra hört man nicht gerne. Andermatt wird nie mehr so sein, wie es war. Ich bin sicher, meine Kritik ist vergeblich, aber sie muss gesagt werden», so Andreas von Schulthess. Schnell «kritische Grösse» erreichen Samih Sawiris entgegnete, er wolle auf keinen Fall ein Projekt realisieren, das Verlierer produziert: «Das macht weder für mich, die Firma Orascom noch für die Bevölkerung einen Sinn.» Das Statisten-Argument wies er zurück. Auch heute gebe es Touristen in Andermatt, die sich über die schönen Häuser und die einheimische Bevölkerung freuten. Deswegen würden sich die Bewohnerinnen und Bewohner aber nicht als Statisten fühlen. «Wenn ein Bauer auf dem Golfareal Landwirtschaft betreibt und jemand zuschaut, der vielleicht reicher ist, dann ist das kein Puppenspiel und überhaupt nicht degradierend», findet Samih Sawiris. Kritische Fragen kamen auch wegen der Grösse des Projektes. Die Vorhaben könnten doch auch in Etappen ausgeführt werden. Dem widerspreche, dass Andermatt möglichst schnell eine «kritische Grösse» erreichen müsse, damit sich die Vermarktungskosten verteilen. «Wir müssen in London, Paris, überall als Andermatt auftreten. Um diese Kosten auffangen zu können, müssen wir schnell grösser werden», betonte Samih Sawiris. Ausserdem hätte ein Bau in Etappen zur Folge, dass Andermatt permanent eine Baustelle wäre. Viele positive Statements Die grosse Mehrheit der Stimmen äusserte sich aber positiv. Das Tourismusprojekt habe auch einen gewaltigen Symbolcharakter. In einem Gebiet, wo während zwei Weltkriegen die wichtigsten Festungen der Schweiz standen, könnten sich nun Menschen aus der ganzen Welt treffen. Karl Danioth äusserte sich aus Sicht der Bergbahnenbetreiber. Die Zentralschweiz sei zu 68 Prozent auf Tagestouristen angewiesen. «Das Beste, was uns passieren kann, sind bewirtschaftete Betten», sagte er. – Das euphorischste Statement des Abends kam von einem Gast aus Sedrun: «Wir in Sedrun gönnen Andermatt dieses Projekt: Wissen Sie warum? Weil wir alle davon profitieren werden! Samih Sawiris, den alle anderen Gebiete abwerben wollen, ist die Chance für uns.» (Quelle: Urner Wochenblatt)

Bevölkerung ist zum Mitwirken aufgefordert

Befürworter, aber auch Gegner eines Tourismusresorts in Andermatt haben an der Infoveranstaltung vom 18. September in Andermatt ihre Meinungen geäussert. Mit dem Masterplan und der nun aufgelegten Richtplananpassung hat die Bevölkerung erstmals eine konkrete Vorstellung von den Ideen des Investors Samih Sawiris und kann an der Gestaltung des Projektes mitwirken. Ein persönliches Gespräch mit Samih Sawiris bleibt den meisten Urschnern wahrscheinlich verwehrt. Aber jetzt, da die Richtplanänderung nun aufliegt, kann die Bevölkerung an der Gestaltung des Projektes aktiv mitwirken. Dazu hatte Regierungsrätin Heidi Z’graggen die Urschner Bevölkerung zuvor auch eindringlich aufgerufen. «Wir wollen, dass Sie sagen, was Sie an diesem Projekt gut finden und was nicht!» Auch Samih Sawiris wünscht sich den Dialog. Er hoffe auf brauchbare Impulse und objektive Kritik. «Das Gute an der aktuellen Phase ist, dass es niemanden etwas kostet, Änderungen durchzuführen. Bis zum Setzen des ersten Steines können wir weiter diskutieren.» Ebenfalls unter www.ur.ch sind die Unterlagen einsehbar. Anregungen und Vorschläge zur Richtplananpassung können bis am 23. Oktober schriftlich an die Justizdirektion Uri eingereicht werden. Vernehmlassungsunterlagen: Karte M 1 : 15’000 (PDF) Koordinationsblätter (PDF) Erläuterungsbericht (PDF) Nachhaltigkeitsbeurteilung der Zürcher Hochschule Winterthur, Institut für nachhaltige Entwicklung (PDF) Umweltbericht (PDF) Kontakt Benno Bühlmann, Projektleiter Richtplananpassung Urserntal

Geld und Geist der Sawiris

Der ägyptische Milliardär Samih Sawiris, der aus Andermatt eine blühende Alpenoase machen will, ist nicht nur ein passionierter Businessman. Er ist weltgewandt, spricht perfekt Deutsch und betreibt mit Stipendien und Literaturpreisen auf unkonventionelle Weise Kulturpolitik. Samih Sawiris, der ägyptische Milliardär, der Andermatt zu einem Hot Spot des alpinen Tourismus machen will, ist ein Businessman aus Leidenschaft.Seine erste Million verdiente er mit 24 Jahren, doch Geschäfte machte er schon als Schuljunge an der Deutschen Evangelischen Schule in Kairo: "Damals habe ich den Lehrern, die nach Deutschland zurückgingen, Kühlschränke und HiFi-Anlagen abgekauft und in Ägypten weiterverkauft", erzählt der heute 49-jährige Samih Sawiris in seinem Büro im Orascom-Hochhaus am Sfinx-Platz in Kairo: "So hab ich mir mein Taschengeld verdient." Die ägyptische Variante von Rockefeller und Rothschild "Die Freude am Geldverdienen wurde uns sozusagen mit der Muttermilch eingegeben", sagt Samih, der mittlere von drei Söhnen der legendären Sawiris-Familie. Sie gehört der christlich-koptischen Minderheit an und stammt aus dem oberägyptischen Landadel.In Ägypten werden sie mit den Rockefellers und Rothschilds verglichen. Das Orascom-Imperium ist das einzige Unternehmen des Landes, das mit den Global Players mitspielt. Seit einigen Jahren prägt der neu gebaute Firmensitz mit seinen vier Hochhaustürmen mit den golden blitzenden Kuppeln die Skyline am Nil.Zusammen mit seinen Brüdern Nagib (Telekommunikation) und Nasif (Baugeschäft) bestreitet Samih Sawiris (Hotel und Touristik) mit der Orascom-Gruppe 40% des Umsatzes an der ägyptischen Börse.Nagib, der älteste, ist mit Orascom-Telekom der grösste Mobiltelefonanbieter des Nahen Ostens, Afrikas und Pakistans und besitzt den ägyptischen Anbieter "Mobinil". Kürzlich hat er die italienische Mobilfunk-Firma "Wind" gekauft. Mit der Freude des Spielers Während Nasif in der Baubranche marktbeherrschend ist, expandiert nun auch Samih Sawiris nach Europa. Hinter den drei geschäftigen Brüdern steht der Patriarch und Firmengründer Onsi. Seine erste Baufirma war 1961 der Verstaatlichungspolitik des sozialistischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser zum Opfer gefallen. Zehn Jahre später begann Onsi Sawiris die Erfolgsgeschichte von Orascom.Ehrgeizig ist auch Samih Sawiris, in zweiter Ehe mit einer Ecuadorianerin verheiratet und Vater von fünf Kindern. Stolz und die Freude des Spielers ist aus seiner Stimme zu hören, wenn er erzählt, wie er damals seine erste Million machte."Ich hatte das Glück, eine Marktlücke zu entdecken. Niemand in Ägypten baute Glasfiberboote, doch die Nachfrage von Polizei, Armee und Hochseefischern war gross. Ich handelte, machte jährlich zwei bis drei Mio. ägyptische Pfund Umsatz und da ich keine Konkurrenz hatte, konnte ich locker 30% bis 40% daran verdienen." Geld und Geist Doch Samih Sawiris interessiert sich nicht nur für Geld. Mit der Familienstiftung unterstützen die Sawiris junge Ägypter und Ägypterinnen, die im Ausland studieren wollen – allerdings mit der Auflage, dass sie anschliessend nach Ägypten zurückkommen und ihre Kenntnisse im Land selbst produktiv machen.Im vergangenen Jahr vergab Samih Sawiris zum ersten Mal den Sawiris-Literaturpreis, das sind umgerechnet 60'000 Franken für den besten Roman oder die beste Kurzgeschichte des Jahres und 10'000 Franken für einen herausragenden Jungautor. Sawiris weiss, dass das in Ägypten sehr viel Geld ist. Warum tut er das?"Viele Autoren in Ägypten können es sich gar nicht leisten, Bücher zu schreiben, weil sie anderweitig Geld verdienen müssen. Ich möchte mit diesem Preis einen Anreiz zum Schreiben geben", sagt der Mäzen.Zudem möchte er mit der Literaturförderung den massenhaft gratis verteilten religiösen Schriften etwas entgegenhalten. Es beunruhigt ihn, dass religiöse Pamphlete zum dominierenden Lesestoff geworden sind: "Literatur dagegen fördert eine gewisse Offenheit."Sawiris selbst hat in seiner Jugend und während des Studiums in Deutschland vorwiegende deutschsprachige (Heinrich Böll, Friedrich Dürrenmatt) und angelsächsische Literatur gelesen. Wenn er heute liest – "nur in den Ferien, aber ich mache ziemlich oft Ferien" -, dann sind es eher historische und politische Schriften über den Nahen Osten.Er bedauert, dass die Erfahrung des Terrorismus das Image der Muslime und Araber insgesamt so nachhaltig beschädigt hat: "Was echt weh tut, ist die Erleichterung in den Gesichtern von Westlern zu lesen, wenn sie erfahren, dass ich Christ bin und nicht Muslim. (Quelle: Swissinfo)

Links: Orascom Hotels & Development Sawiris Familienstiftung

Bauer Regli: «Nicht um jeden Preis»

Viele Bauern in Andermatt und Realp befürchten, dass die Landwirtschaft im Zuge des Sawiris-Projekts über die Klinge springen müssen. Auch die Bauernfamilie Regli fürchtet, dass das Resort für viele Bauernbetriebe das Ende bedeutet. Maja Regli hält ihr Auto am höchsten Punkt der Brücke an. Mit einer weiten Armbewegung zeigt sie, wo der geplante Golfplatz zu liegen käme. Er würde sich von einem Ende des fruchtbaren Talbodens zum andern erstrecken. Das Land für die geplante Ferienanlage, die als eine Art Rettungsanker für das von wirtschaftlichen Nöten geplagte Bergdorf wahrgenommen wird, gehörte bis anhin der Armee, die diesen Übungsplatz jedoch nicht mehr benötigt.Es scheint, dass in Andermatt eine Win-Win-Situation geschaffen wird. Alle sollen profitieren. Die Schweizer Regierung ist glücklich darüber, das nicht benötigte Land verkaufen zu können. Die Region sieht dringend benötigte Arbeitsplätze entstehen und für den ägyptischen Tourismus-Investor Samih Sawiris bedeutet Andermatt den Schritt nach Europa.Die Regierung des Kantons Uri, die Gemeindebehörden und eine Mehrheit der Bevölkerung haben sich Ende 2005 für Sawiris Pläne ausgesprochen.Im Juli dieses Jahres gab Sawiris bekannt, dass er zusätzlich Boden in Privatbesitz kaufen müsse, um einen 18-Loch-Weltklassegolfplatz zu bauen.Sawiri möchte sich mit den Landbesitzern bis Anfang Dezember einigen. Andernfalls, so drohte der Anleger, werde das Projekt begraben. Landwirtschaft auf die steilen Hänge verbannt Die Familie Regli sagt, sie stehe nicht unter Druck der lokalen Behörden oder der andern Dorfbewohner. Doch sehen sie, dass der Termin für die Entscheidung näher rückt.Sebastian Regli bleibt relativ unbeirrt, wenn er sagt, dass er sein Land nicht um jeden Preis verkaufen werde. "Ich denke da auch an all die Leute, die nun jahrelang ihre Arbeit verrichteten und nun plötzlich etwas tun sollten, das nicht mehr ihrer beruflichen Qualifikation entspricht."Regli argumentiert, dass die Landwirtschaft quasi auf die steilen Hänge verbannt werde, wenn der Golfplatz komme und das ebene Landwirtschaftsland benötige.Die Seele von Andermatt werde verloren gehen, befürchtet er. Es sei die Kulturlandschaft, welche das Bild von Andermatt präge und auf den Postkarten zu sehen sei. Und genau das mache die Alpen für den Tourismus attraktiv."Es kann so weit kommen, dass wir hier Ziegen und Kühe durch das Dorf treiben müssen, damit die Touristen noch auf ihre Rechnung kommen. So wie das Zermatt heute schon tut", sagt Regli.Für die Familie Regli geht es konkret um 2,5 Hektaren ebenes Land, auf dem ihre 30 Rinder und Kühe weiden. Gemeindebehörden von Sawiris überfahren? "Gerade Herr Sawiris hat immer gesagt, dass er mitten im Golfplatz weidende Kühe sehen will und dafür soll er uns das Weideland lassen", sagt Maja Regli mit Bestimmtheit. "Und wenn er diese Aussage nicht einhält, dann ist er jemand, der sein Wort nicht hält."Die Reglis sind der Meinung, dass die Gemeindebehörden vom Auftritt Sawiris überfahren worden sind und auf sämtliche Forderungen des Investors eingetreten sind, ohne auf die Folgen für Andermatt zu achten. Die 25 Jahre alte Tochter Caroline teilt die Bedenken der Eltern. Optimismus bleibt Sie bleibt aber optimistisch, dass der Ägypter sein abgegebenes Versprechen einhält, und Kühe neben der Anlage weiden lässt.Sie spielt mit dem Gedanken, eine Käserei zu eröffnen, um den Bauernhof für die Touristen attraktiv zu machen. "Wenn ich Käse herstellen will, dann brauche ich das Land. Ergo soll mitten im Golfplatz ein Bauernhof stehen mit Kühen, die grosse Glocken tragen. (Quelle Swissinfo)

Christoph Blocher: «Tourismusprojekt von staatspolitischem Interesse»

Sonderregel für AndermattDer Bundesrat will das Tourismusprojekt des Ägypters Samih Sawiri in Andermatt nicht blockieren. Aus «staatspolitischem Interesse» bewilligt er den Erwerb des nötigen Landes ausnahmsweise. Gemäss der Lex Koller muss der Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland von den kantonalen Behörden bewilligt werden. Für Pläne wie jene in Andermatt ist eine Bewilligung ausgeschlossen. Der Bundesrat hat nun aber ein Gesuch um Befreiung von der Bewilligungspflicht gutgeheissen. Uri benachteiligt Der Kanton Uri sei topographisch benachteiligt und trage die Hauptlast am Nord-Süd-Verkehr, gab sagte Justizminister Christoph Blocher zu bedenken. Mit dem Rückzug des Militärs seien ausserdem 1400 Arbeitsplätze verloren gegangen. Das Tourismusprojekt eröffne der Region Urserntal eine wirtschaftliche Neuorientierung.

«Da werden Schwerter zu Pflugscharen» (Christoph Blocher)

Von Kasernen zu Hotels «Da werden Schwerter zu Pflugscharen», sagte der Justizminister. In armeekritischen Kreisen müsste dies die Herzen höher schlagen lassen. Es sei zwar schade, dass nicht ein Schweizer die Idee für die Anlage gehabt habe. Mit «Ausverkauf der Heimat» habe dies aber nichts zu tun. Der Investor habe keine Einflussmöglichkeiten. Nicht das erste Mal Nur ein Teil des Projekts - der Erwerb von Grundstücken für den Bau von Wohnraum - untersteht der Bewilligungspflicht, wie Michael Leupold, Direktor des Bundesamtes für Justiz, erklärte. Bei Bauten, die als Betriebsstätten gelten, braucht es keine Bewilligung. Die Gesuchstellerin hat nach Ansicht des Bundesrates überzeugend dargelegt, dass der Bau und Verkauf von Appartements und Ferienhäusern für den Erfolg der Anlage unabdingbar ist. Es ist nicht das erste Mal, dass der Bundesrat eine Ausnahme macht. Von der entsprechenden Klausel profitiert haben auch internationale Sportverbände. Ein Projekt, das so viele Arbeitsplätze schaffe wie jenes in Andermatt, sei ihm lieber, sagte Blocher. Präjudiziert der Bundesrat damit weitere Projekte und macht so die Lex Koller nichtig?

18.10.2006

Samih Sawiris: Fluch oder Segen für Andermatt?



Die Pläne Andermatt zu einem Mega-Tourismus-Resort zu machen schreiten voran.

Dem geplanten touristischen Resort des ägyptischen Investors Samih Sawiris komme "staatspolitisches Interesse" zu. Mit einem angepassten Richtplan schafft der Kanton Uri zur Zeit die raumplanerischen Voraussetzungen für das Resort. Das Grossprojekt sieht mehrere Hotels, 700 Ferienwohnungen und -häuser, ein Hallenbad, ein Einkaufszentrum und einen Golfplatz vor.

Gemäss der so genannten Lex Koller muss der Erwerb von Grundstücken durch AusländerInnen von den kantonalen Behörden bewilligt werden. Für Pläne wie jene in Andermatt ist eine Bewilligung eigentlich ausgeschlossen. Die Ausnahme genehmigte der Bundesrat, weil vom Projekt eine regionale Bruttowertschöpfung von 120 Millionen CHF im Jahr und die Schaffung von 2000 Arbeitsplätzen erwartet werden.

Laut einem Bericht der Zürcher Hochschule Winterthur kann mit einer Bruttowertschöpfung von rund 120 Millionen Franken jährlich gerechnet werden. Einzig die Bauern im Tal scheinen noch skeptisch. Wurden anfänglich 1 000 000 Quadratmeter Land für Hotels, Villen, Ferienwohnungen, Shopping-Mall, Sporthalle, Wellness-Hallenbad und 18-Loch-Golfanlage veranschlagt, sind nun gemäss Sawiris 1,4 Millionen Quadratmeter notwendig. Immerhin 40 Prozent mehr als ursprünglich geplant. Klar, urbares Land ist im Urserntal rar – an der Scholle liegt den tief verwurzelten Bergbauern viel. Doch Sawiris scheint trotz Skepsis der Bauern alles im Griff zu haben. «Wir haben die Bauern etwas überrumpelt und brauchen mehr Zeit, um individuelle Lösungen zu finden», so Sawiris am 5. September gegenüber der NZZ.

Allerding behaupten Böse Zungen, dass die Kritik am Projekt zunimmt – allerdings hinter vorgehaltener Hand. An der letzten Informationsveranstaltung im September äusserten sich einige Exponenten kritisch. Zu überrissen sei das Projekt. Der Charakter von Andermatt und des Urserntals würden sich völlig verändern und dem Ort und Tal den Charme rauben.

Andermatt: Wohin soll die Reise gehen?

Das möchte Samih Sawiris